Massive Auswirkungen der Omikron-Variante auf den Schulbetrieb zu befürchten

Anpassungen der Curricula und der Abschlussprüfungen gefordert

6. Januar 2022 Pressemitteilung

Wie Kultusminister Lorz bereits im Dezember angekündigt hat, soll der Schulbetrieb ab dem 10. Januar in Präsenz mit den verstärkten Schutzmaßnahmen, die bereits vor den Ferien galten, wiederaufgenommen werden. Diese Planung wurde durch den jüngsten Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 5. Januar bestätigt.

 

Die GEW Hessen rechnet mit massiven Einschränkungen des Schulbetriebs vor allem in den nächsten Wochen und im weiteren Verlauf des Schuljahrs. Der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann, äußerte sich dazu wie folgt: „Es ist inzwischen nahezu gesellschaftlicher Konsens, dass dem möglichst langen Offenhalten von Bildungseinrichtungen in der Pandemie höchste Priorität zukommen soll. Aber mit der Ausbreitung der Omikron-Variante verschärft sich der schmale Grad zwischen Recht auf Bildung und dem Gesundheitsschutz der Beteiligten. In Hessen sind Kitas, Schulen und Hochschulen noch immer nicht pandemiefest aufgestellt.“

 

Nach wie vor fehlt eine einheitliche Teststrategie für die frühkindliche Bildung. Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, forderte daher erneut ein landesweites Konzept für die Kindertagesstätten ein: „Inzwischen sind Kinder im Kita-Alter die einzige Altersgruppe, für die keinerlei Schutz durch eine Impfung möglich ist. Umso wichtiger wäre ein landesweites verbindliches Testkonzept anhand von kindgerechten Lolli-Tests. Das bestehende Durcheinander mit unterschiedlichen oder gar keinen Teststrategien, je nach Kommune und in Abhängigkeit von dem jeweiligen Träger der Einrichtung, wird der aktuellen Lage nicht gerecht.“ Dies gelte insbesondere für Kitakinder und deren Familienangehörige sowie für die Erzieherinnen und Erzieher, die einer Risikogruppe angehören.

 

Auch im Schulbereich sind die Probleme weiterhin groß. So sind noch immer zahlreiche Klassenräume nicht mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet. Die Impfkampagne für Kinder unter zwölf Jahren ist gerade erst angelaufen, die Zahl der so geschützten Kinder daher noch sehr gering. Mit einem Blick in die europäischen Nachbarländer befürchtet Thilo Hartmann, dass „wir angesichts der Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante mit massiven Auswirkungen auf den Schulbetrieb rechnen müssen. Diese werden von immer mehr krankheits- oder quarantänebedingt fehlenden Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern bis hin zur vollständigen Schließung von zumindest einzelnen Schulen reichen. Es braucht dazu klare Rahmenbedingungen von Kultusministerium, die aber nicht dazu führen, dass Schulen, Lehrkräfte und Eltern mit möglichen Unterrichtsausfall, Distanz- oder Wechselunterricht allein gelassen werden.“

 

Trotz landesweitem Präsenzunterricht hat die Pandemie den Schulbetrieb faktisch bereits seit dem vergangenen Herbst erheblich beeinträchtigt. So hat sich in Hessen im Dezember durchgehend eine Zahl von 4.000 bis 5.000 Schülerinnen und Schülern sowie von rund 300 Lehrkräften in einer vom Gesundheitsamt angeordneten Absonderung befunden.

 

Nicht zuletzt bei den nun vor dem Abschluss stehenden Jahrgängen hat sich im Verlauf der vergangenen zwei Jahre zumeist ein erhebliches Maß an pandemiebedingtem Unterrichtsausfall angesammelt. Daher sind mehr noch als bei den beiden vorangegangenen Abschlussjahrgängen, die bereits unter Pandemiebedingungen stattfanden, entsprechende Erleichterungen und Anpassungen der Abschlussprüfungen erforderlich. Die GEW Hessen vermisst bislang eine verbindliche Aussage seitens des Kultusministeriums, ob und wenn ja in welcher Form die besonderen Rahmenbedingungen bei den 2022 anstehenden Abschlussprüfungen berücksichtigt werden sollen.

 

Thilo Hartmann erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass von der Aufrechterhaltung der curricularen Standards und der zentralen Abschlussprüfungen ein erheblicher Druck auf alle an Schule Beteiligten ausgeht: „Wir sollten uns im Unterricht in der gegenwärtigen Situation auf die wichtigsten fachlichen Inhalte einerseits und auf die psychische Gesundheit und das soziale Miteinander andererseits konzentrieren. Nicht jedem Detail eines jeden Kerncurriculums muss in der größten globalen Gesundheitskrise der vergangenen hundert Jahre die gewohnte Bedeutung zugemessen werden. Mehr Zeit für das Wesentliche wäre der Bildung zuträglicher als die von der Landesregierung noch immer aufrechterhaltene Illusion eines schulischen Normalbetriebs.“

Foto: canva.com